Der Zivilschutz - Zum Schutz der Bevölkerung

27.07.2019

Ältere Herren im «Tenue blau» und mit gelbem Helm, die in Schutzräumen Betten zusammennageln – dieses Bild hält sich hartnäckig. Doch das ist längst vorbei: Der Zivilschutz rekrutiert sich heute nicht mehr aus ehemaligen Armeeangehörigen und hat ein anderes Leistungsprofil. Für den Kanton Aargau ist der Zivilschutz ein wichtiges Instrument zur Bewältigung von Katastrophen und Notlagen.

Am 8. Juli 2017 suchte ein schweres Unwetter die Region Zofingen – Uerkental heim. Neben den Feuerwehren halfen auch die Zivilschutzorganisationen (ZSO) aus den betroffenen Gebieten mit, dieses Jahrhundertereignis zu bewältigen: Allen voran die ZSO Zofingen Region, Wartburg und Suhrental-Uerkental, unterstützt von weiteren ZSO aus dem ganzen Kanton. Keller auspumpen, Schlamm beseitigen, aber auch Menschen helfen, die von Stromausfall betroffen waren – das sind Beispiele der Leistungen des Zivilschutzes zugunsten der Bevölkerung.

Zwei Jahre später halfen alle Aargauer ZSO beim Eidg. Turnfest, nicht nur beim Aufbau. Während des Festes hatten verschiedene ZSO im Schichtbetrieb Unterkünfte zu betreuen. Der Zivilschutz packte auch nach dem Fest an, als es darum ging, die Infrastruktur wieder abzubauen; bei den heissen Temperaturen Ende Juni kein «Schoggi-Job». Schichtbetrieb, Funknetze, flexible Disposition der eingesetzten Zivilschützer – vom Einsatz profitierten nicht nur die Turnerinnen und Turner aus der ganzen Schweiz: Auch die ZSO hatten einen Ausbildungsnutzen.

Gut im Verbund integriert

Die zwei Beispiele zeigen, wie vielfältig die Leistungen des Zivilschutzes für die Bevölkerung sind. Der Zivilschutz bildet im Aargau wie in allen Kantonen zusammen mit Polizei, Feuerwehr, Gesundheitswesen und technischen Betrieben das Verbundsystem Bevölkerungsschutz. Im Aargau umfasst dieses mehr als 20'000 Einsatzkräfte, davon sind rund 8'000 Personen im Zivilschutz eingeteilt. Etwas weniger als 1 % davon sind Frauen, die freiwillig Dienst im Zivilschutz leisten. Sind die Blaulichtorganisationen (Polizei, Feuerwehr, Sanität) in einem Ereignis einmal eingesetzt, so bleibt als Verstärkung nur noch der Zivilschutz. So gesehen ist der Zivilschutz die strategische Reserve des Kantons für Katastrophen und Notlagen.

Er kann nicht alle Aufgaben übernehmen, aber wirkungsvoll entlasten und ergänzen: Pioniere können mit schwerem Gerät aus Trümmerlagen retten, Stabsassistenten bedienen Lage- und Übermittlungssysteme für die Führung im Bevölkerungsschutz, Betreuer stellen Unterkunft, Verpflegung und ein offenes Ohr für Menschen zur Verfügung, die von einem Ereignis betroffen sind. Damit eine ZSO funktioniert, braucht es ergänzend Material- und Anlagewarte sowie Köche.

Bund, Kanton und Gemeinden tragen den Zivilschutz gemeinsam

Jede ZSO wird von mehreren Gemeinden gemeinsam getragen; Bund und Kanton geben Leitplanken vor. Der Aargau verfügt gegenwärtig über zwanzig ZSO; ihre Zahl soll auf elf reduziert werden.

Der Kanton stellt im Zivilschutz die Grundausbildung sicher, die Kaderausbildung sowie die Spezialistenausbildung. Dafür verfügt der Aargau über ein Ausbildungszentrum für den Zivilschutz in Eiken, das sogar von Katastrophenschutz-Kräften aus Deutschland geschätzt wird.

Auf kantonaler Ebene angesiedelt ist das Kantonale Katastrophen-Einsatz- Element (KKE). Dieses fasst Spezialleistungen zusammen, die bei Bedarf einer Region zur Verfügung gestellt werden können: Dekontamination, mobile Hochwassersperren, mobile Sanitätshilfsstellen sowie die Fähigkeit zur Bergung aus schweren Trümmerlagen. Auch das CareTeam Aargau ist im KKE integriert.

Dass der Aargau seinen Zivilschutz ernst nimmt, wurde auch an der diesjährigen Generalversammlung des Schweizerischen Zivilschutzverbandes in Aarau anerkennend gewürdigt.

PS: Der Zivilschutz ist also ein kantonales Mittel für Katastrophen und Notlagen; wohingegen der Zivildienst der Ersatzdienst für Männer ist, die aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten.

der zivilschutz - zum schutz der bevölkerung
dr. dieter wicki

*Dr. Dieter Wicki leitet die Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz in der kantonalen Verwaltung und ist damit auch für den Aargauer Zivilschutz verantwortlich.