14.11.2023
Der alljährlich stattfindende Kdt Treff des Aargauischen Zivilschutzverbandes thematisierte die Unterstützung der Bevölkerung in Extremsituationen und fand am 13. November 2023 in Reiden und Altishofen statt. Rund 60 Personen aus Politik, Zivilschutz, Armee, Polizei und Partnern aus dem Bevölkerungsschutz nahmen an diesem Anlass teil, welcher bei den beiden Firmen Liebherr-Baumaschinen AG und Galliker Transport AG stattfand.
Ständerat Thierry Burkart hielt das Eröffnungsreferat und machte gleich zu Beginn klar, dass die Schweiz die deutlichen Indikatoren der aktuellen kriegerischen und geopolitischen Auseinandersetzungen verdrängt und eine Stabilität irrtümlich angenommen hat. In fünf Punkten zeigte er den Weg zur griffigen Konzeption einer Sicherheitspolitik für unser Land auf. Ein grosser Applaus und die besten Wünsche zur Umsetzung in Bern wurden ihm aus der Versammlung mitgegeben.
Marcel Hartl als CEO der Liebherr-Baumaschinen AG zeigte in seinem spannenden Referat auf, mit welcher Kompetenz seine Firma als Leader in ihren Technologiebereichen auftritt und höchste Qualität in allen Prozessen Voraussetzung ist. Seit 2019 ist die Liebherr-Baumaschinen AG Vertragspartner der armasuisse und verpflichtet sich damit als ziviler Partner zur Unterstützung der Armee mit schweren Gerätschaften. Die Einhaltung dieses Vertrages wird regelmässig durch die Armee beübt, wie Thomas Leu von Liebherr-Baumaschinen AG ausführte. Die bisherigen Aufträge gaben zu keinerlei Beanstandungen Anlass. Aufgeteilt in fünf Gruppen konnten die Teilnehmer anschliessend einen Teil des grossen Firmenareals besichtigen und sich ein eigenes Bild über die hohe Kompetenz der Firma Liebherr-Baumaschinen AG verschaffen.
Im Anschlussreferat unter dem Titel «Nutzung nationales Potenzial» ging Oberstlt i Gst Bruno Pflugi genau auf diesen Themenkreis ein. Gemeint sind damit Güter, Dienstleistungen und Ressourcen, welche in Bevorratung, aber auch in entgeltlicher temporärer Nutzung, der Requisition, gesichert werden. Das gestartete Projekt steht unter der Zielsetzung: die gewählten Instrumente und Massnahmen stellen im Alltag, aber auch in Spannungen und Konflikten, die Materialien und personellen Verfügbarkeiten zur Erfüllung der Armeeaufträge sicher. Das Projekt soll ab 2026 in die Umsetzungsphase gehen.
Oberst Cédric Ruckli von der Ter Div 2 sprach über «die Armee – Ihr Partner im Sicherheitsverbund» und verwies darauf, dass sich die Zukunft nicht voraussagen lässt. Mit dem Auftrag helfen, schützen, kämpfen bewegt sich die Ter Div 2 in einem verkehrs-, und wirtschaftsstarken, aber auch energie- und wasserreichen Gebiet. Die Anforderungen sind vielseitig und werden aufgrund der aktuellen Alimentierungszahlen nicht einfacher zu erfüllen. Um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken, sind nebst der Alimentierung kurze, kleine Veränderungsschritte grossen Reformen vorzuziehen, die neuen Technologien müssen uneingeschränkt genutzt, Kooperationen intensiviert und die Finanzierung gesichert werden. Cédric Ruckli schloss mit den Worten: Ohne Partner keine Sicherheit – Sicherheit verbindet.
Mit betriebseigenen Cars erfolgte die Verschiebung zu Galliker Transport AG nach Altishofen zum gemeinsamen Mittagessen in der Kantine. Anschliessend startete die Führung resp. Besichtigung der neuesten Innovationen auf dem Firmenareal. Es sind dies äusserst leistungsfähige Ladestationen für den Elektrobetrieb der Flotte, Fahrzeuge der neuesten Generation mit Wasserstoff und Elektroantrieb, ebenso natürlich Photovoltaik- und Stromspeicheranlagen. Peter Galliker wirbt mit dem Slogan «GEMEINSAM GROSSES BEWEGEN» und überzeugt mit Innovationskraft und Dynamik pur. Dies nach dem Grundsatz, denken in Generationen und nicht Quartalen. So steht der Respekt gegenüber der Umwelt, aber auch die Sicherstellung von Qualität auf höchstem Niveau an vorderster Stelle. Das Ziel, den ganzen Betrieb im Jahr 2050 vollständig CO2-neutral zu führen, ist absolut glaubwürdig und wird mit klaren und energischen Schritten angesteuert.
Die Firma Galliker Transport AG hat während der Corona-Pandemie landesweit grossartige Unterstützung im logistischen Bereich erbracht. Oberst i Gst Dan Aeschbach nahm dieses Thema in seiner Präsentation «Impfstofflogistik in der Pandemie – (Re-)Agieren in der Krise» auf und zeigte eindrücklich auf, mit welchen Problemstellungen die Armee-Apotheke innert kürzester Zeit konfrontiert war: von der Insel zur vollintegrierten Fachkompetenz und zum Verteilzentrum! Die aufgezeigten Zahlen und Leistungen, welche innert kürzester Zeit vollbracht werden mussten, sind mehr als eindrücklich und dokumentieren die Leistungsfähigkeit der eingesetzten Elemente im realen Notfall.
Das Abschlussreferat der Veranstaltung übernahm die Nationalrätin und Präsidentin des Schweiz. Zivilschutzverbandes Maja Riniker. Deutlich zeigte sie auf, wie sich der Bevölkerungsschutz und speziell der Zivilschutz in der Schweiz aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage entwickeln sollte:
Der Bevölkerungsschutz sollte sich wieder verstärkt auf das Szenario Kriegsbedrohung ausrichten und u.a. sollte eine Aufgabenteilung bei Trümmerrettung zwischen Armee, Zivilschutz, Feuerwehr und Gewerbe aufgrund der Kapazitäten im Kriegsszenario aktiv erarbeitet werden. Die Bestandesprobleme im Zivilschutz stehen auch politisch im Vordergrund, verschiedene Dienstpflichtmodelle sind in Überprüfung. Darüber hinaus sollte das bestehende Schutzraumkonzept angepasst werden an eine neuzeitliche, dynamische Schutzraumplanung. Verschiedene Vorstösse sind im Parlament hängig und werden in den kommenden Legislaturperioden bearbeitet, die Wege zu einer Lösung nehmen leider auf der politischen Ebene sehr viel Zeit in Anspruch. Mit grossem Applaus wurde Maja Riniker von der Versammlung verabschiedet.
Dem Präsidenten des Aarg. Zivilschutzverbandes, Romuald Brem, gehörte das Schluss-wort. Mit dem Dank an die beiden Firmen Liebherr-Baumaschinen AG und Galliker Transport AG, den verschiedenen Referenten aus Politik und Armee sowie dem umsichtigen Organisator und Unterstützer des Tages, Oberst Simon Oeschger, schloss er einen äusserst interessanten und spannenden Tag ab. Anstelle von Präsenten oder Geschenken wurden durch den Aarg. Zivilschutzverband zwei Spenden an wohltätige Organisationen getätigt: Im Namen von Liebherr-Baumaschinen AG wurde die Stiftung Theodora Hunzenschwil – Freude und Lachen für Kinder im Spital berücksichtigt, im Namen von Galliker Transport AG die Stiftung Brändi in Sursee, der Arbeitsort von 190 Menschen mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung. Die Teilnehmer waren vom Anlass begeistert und nahmen viele Erkenntnisse aus den verschiedenen Präsentationen mit, um möglichst vorbereitet im Fall von Katastrophen und Notlagen Unterstützung leisten zu können.
Wangen, 14. November 2023
AZSV - R. Brem